
Jeder (zumindest jeder, der studiert) kommt irgendwann zu dem Zeitpunkt, an dem es heißt: „Schreiben Sie eine wissenschaftliche Hausarbeit zum Thema XY.“ Na schön. Und nun?
Ich musste (leider) mehr als genügend solcher Hausarbeiten schreiben während meines Studiums. Die für das Fach Sport mochte ich meistens. Das waren aktuelle Themen, zu denen ich aktuelle Literatur raussuchen konnte (unter aktuell verstehe ich je nach Thema ca. bis 5 Jahre alt). Dagegen waren die Hausarbeiten für Geschichte einfach nur der Tod. Das sollten dann oftmals um die 20 Seiten Text sein zu Themen, die mich eher weniger interessiert haben. Aber ich hab´s auch irgendwie mit sehr viel Fluchen hinbekommen. Die letzte „Hausabeit“ war dann meine Examensarbeit- quasi meine Abschlussarbeit (etwa im Umfang einer Masterthesis) als Voraussetzung, dass ich jetzt mein 1. Staatsexamen ablegen kann.
Ich hab´s auf jeden Fall überlebt und möchte dir ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie du das auch (mit Bravour natürlich) schaffen könnt.
Thema finden
Wenn du kannst (und kein Thema fest vorgeschrieben ist) dann such dir definitiv ein Thema aus, dass du interessant findet. Denn nichts ist schlimmer, als sich wochen-/monatelang mit einem Thema auseinandersetzten zu müssen, dass ihr irgendwann einfach nur noch hasst. Und wenn der Hass auf das Thema steigt, sinkt die Motivation…aber sowas von.
Mein Tipp ist also: Überlege dir genau, welche Themen in Frage kommen. Hast du ein cooles Thema gefunden, das dich interessiert, dann ist es ein Muss, erstmal nachzuschauen, ob du genügend brauchbare Literatur findest.
Dazu eine kleine Story von mir: Ich hatte mir ein Thema, das mich sehr interessiert ausgesucht, über das ich meine Examensarbeit schreiben wollte. Schön und gut. Ich bin also zu meinem Dozenten und hab ihm erzählt, wie ich mir das alles so vorstelle. Er fand´s auch gut und ich solle eine grobe Gliederung zur nächsten Sprechstunde mitbringen. Nichts leichter als das, habe ich gedacht. Sitze nun also daheim am Schreibtisch und such und such und such und finde einfach keine Literatur, die wirklich zu dieser Thematik gepasst hat. Ich war echt am Verzweifeln. Mir blieb noch ein Tag. Bis dann mein Freund kam und meinte, ey, nimm doch halt ein anderes Thema. Wir haben dann kurz gebrainstormt, ich habe ein neues Thema aus dem Boden gestampft (einfach ein komplett anderes) und dazu direkt super viel Literatur gefunden, die ich gut und brauchbar fand. Ende vom Lied: Ich bin also zu meinem Dozenten in die Sprechstunde und hab gesagt, ich habe ein komplett anderes Thema, als wir letztens besprochen haben, aber ich habe dazu schon Folgendes: bäm bäm bäm….
Was ich damit sagen will: Lieber am Anfang nochmal alles umschmeißen, anstatt mitten drin zu merken, oh scheiße, ich komme hier echt nicht weiter.
Literatur finden
Ihr habt jetzt also ein Thema rausgesucht und braucht dazu nun Literatur. Gut, aber wo findet man die?
Dabei kommt es natürlich auf die Thematik an. Es gibt zu jedem Schwerpunkt, z.B. Sport (noch spezifischer z.B: Trainingswissenschaften) nochmal extra Suchseiten und Verzeichnisse, auf denen man Literatur und Quellen finden kann. Grundsätzlich kann man aber auf jeden Fall mal hier vorbeischauen:
Ich schaue immer zuerst, ob ich passende Literatur in der Unibibiothek finde. Da ich mich mit dem Bibliothekssystem von der JLU Gießen am Besten auskenne, verlinke ich euch das mal hier:
http://www.uni-giessen.de/ub/de
Da macht es jetzt Sinn einfach mal mit Schlagwörtern zu eurem Thema passende Literatur zu finden. In Fächern wie Sport zum Beispiel, in dem sich immer wieder etwas ändert, macht es Sinn, die Literatur nochmal auszufiltern und sich auf die aktuelle Literatur zu fokussieren (bis 5 Jahre alt sehe ich als aktuell an). In Geschichte, oder da wo sich eben nicht mehr so viel ändert, ist es auch nicht schlimm, wenn die Literatur schon älter ist. Außerdem ist es dabei auch immer super, wenn ihr wirkliche Quellen nutzt (also Originalwerke von Zeitzeugen etc.). Um diese dann richtig zu deuten, ist es immer gut, sich auch Rezensionen dazu anzuschauen.
Wenn ihr nun ein paar Bücher gefunden habt und sie in der Bibliothek im Regal sucht, ist es immer wieder auch hilfreich, sich die Bücher anzuschauen, die nebenan stehen. Manchmal findet man dort noch einige andere thematisch passende Werke.
Schaut in das Literaturverzeichnis von den Büchern, die ihr schon habt. Wenn sich die Autoren mit einem ähnlichen Thema wie ihr beschäftigt haben, dann müssen sie ja auch irgendwo ihre Informationen herhaben. Ein Blick dort hinein schadet also nieJ
Über Google „Scholar“ suchen: Wenn ihr bei Google das Wort „scholar“ eingebt, dürfte einer der ersten Anzeigepunkte die Google Scholar Suchmaschine sein. ( https://scholar.google.de ) Wenn ihr nun hier Schlagwörter eingebt, dann werden euch nur wissenschaftliche Artikel als Ergebnisse angezeigt.
Insgesamt müsst ihr vorsichtig sein, wenn ihr Texte aus dem Internet zitiert. Es ist dabei eine genaue Kontrolle der Quelle notwendig. Ein gutes Zeichen ist es immer, wenn ein Autor und das Datum einer Herausgabe genannt wird.
Für die Literatursuche und das Durcharbeiten solltet ihr auf jeden Fall genügend Zeit einplanen! Das ist nämlich meiner Meinung nach das, was am allerlängsten aufhält.
Sinnvoll ist es auf jeden Fall, sich kleine Zusammenfassungen (Exzerpte) von den wichtigsten Quellen anzufertigen. Damit man, während man die Arbeit schreibt, fix wiederfinden kann, wo was steht. Nichts ist nerviger, als 20 Bücher nochmal durchschauen um diesen einen Satz zu finden. Wenn du Exzerpte dazu hast, kannst du ganz fix die wichtigsten Stellen zitieren. (Exzerpte beinhalten auch die genaue Seite und zum Teil auch die Zeile, in der der Ausschnitt zu finden ist)
absprache mit dem dozenten
Ich würde euch auf jeden Fall empfehlen, bevor ihr richtig loslegt, das Thema und eure Vorgehensweise mit eurem Dozenten zu besprechen. Am besten ihr legt dafür schon mal ein grobes Inhaltsverzeichnis fest und packt ein paar Stichpunkte dazu, was in den einzelnen Unterpunkten zu finden sein wird. Ich finde, dass Hausarbeiten doch auf irgendeine Art recht subjektiv sind und deshalb ist es wichtig, dass ihr genau absprecht, was der Dozent oder die Dozentin von euch haben will. Jeder hat bestimmte Vorlieben und es ist sinnvoll (für die Note) darauf zu achten, was der Prüfer hören will. Das soll nicht heißen, dass ihr eure Meinung nicht äußern dürft, aber wie alles in einer wissenschaftlichen Arbeit, müsst ihr alles, aber auch wirklich aaaaalles was ihr äußert wissenschaftlich belegen.

aufbau der arbeit
Jede wissenschaftliche Arbeit sollte grundsätzlich in Einleitung, Hauptteil und Fazit (Zusammenfassung) untergliedert werden. Natürlich steht nicht in jeder Arbeit unter den diesen Oberpunkten das gleiche- muss es auch nicht, aber ich möchte euch kurz ein Beispiel aufzeigen, was ungefähr in Einleitung, Hauptteil und Zusammenfassung zu finden sein sollte:
Einleitung:
- Hier ist es sinnvoll eine kleine Einführung in die Thematik zu schreiben. Worum geht es überhaupt, wie ist das Thema in aktuelle Diskussionen eingebunden und wo genau grenzt du das Thema ein?
- Ganz wichtig: Problemstellung und zentrale Fragestellung(en)!! Was soll diese ganze Arbeit überhaupt? Wofür machst du das? Wo ist der Mehrwert?! Hier ist es wichtig, sinnvolle Fragen aufzustellen, deren Beantwortung sich durch die ganze folgende Arbeit zieht und die bestenfalls im Fazit nochmal (aufgrund der Analysen und Darlegungen im Hauptteil) zusammengefasst dargestellt werden. Wenn du dir Fragestellungen überlegst, musst du auch schauen, ob es die gleiche oder eine super ähnliche nicht sogar schon gibt. Dann wäre es ja sinnlos, das ganze nochmal zu analysieren. Ein Beispiel: Ich habe meine Examensarbeit über die Auswirkungen von Talentförderprogrammen im Kinder- und Jugendfußball geschrieben. Über die Auswirkungen bei Kindern gab es schon Arbeiten, deshalb habe ich mich auf die Auswirkungen auf die Trainer konzentriert…Zack, neuer Schwerpunkt. Das ist auch ganz wichtig, dass ihr das mit eurem Dozenten absprecht. Wenn die Problemstellung kacke ist, dann wird die ganze Arbeit nichts...
- Außerdem kann hier schon darauf eingegangen werden, welche Arbeitsweise und Methodik ihr verwenden wollt. Zum Beispiel schon mal kurz darauf eingehen, dass ihr Interviews führen wollt. Die genaue Begründung für welche Methodik genau folgt dann später.
Hauptteil:
Sooo, hier in diesem Teil geht’s dann richtig ab! Was sollte dabei sein? Es macht auf jeden Fall Sinn, die Forschung, die dazu schon vorhanden ist vorzustellen und zu analysieren. Das hilft dir insofern auch, dass du am Ende deiner eigenen „Forschung“ deine Ergebnisse auch nochmal mit deren Ergebnisse vergleichen und daraus Schlüsse ziehen kannst. Das führt dazu, dass du einen roten Faden in deiner Arbeit hast. Zudem solltest du wichtige Begrifflichkeiten klarstellen, bevor du die Begriffe ständig in deiner Arbeit verwendet. Bedenke: Auch jemand, der nicht mit der Thematik vertraut ist, sollte die Arbeit verstehen können. Im Hauptteil musst du auch genauestens begründen, warum du nun genau welche Methode anwendest. Beispiel: ich habe eine qualitative Forschungsweise verwendet. Warum qualitativ und nicht quantitativ?! Ich habe Interviews geführt. Warum habe ich das gemacht und warum habe ich keine Beobachtungen durchgeführt oder einen Fragebogen verwendet? Das musst du alles genauestens belegen und begründen.
Dann kommt es natürlich darauf an, was genau du in deiner Arbeit vor hast und welche Methoden du anwendest. Deshalb können hier noch unterschiedliche Unterpunkte hinzukommen.
Aber natürlich gehört es zu diesem Teil auch, dass du die Ergebnisse, zu denen du erlangst darstellst, interpretierst und diskutierst.
Fazit (Zusammenfassung):
Hier fasst du nun also die Ergebnisse zusammen. Am besten du nimmst Bezug auf deine im Vorhinein aufgestellte Problemstellung und die zentralen Fragestellungen. Hier kannst du die Ergebnisse auch nochmal mit denen von anderen Forschern vergleichen und in größere Zusammenhänge (z.B. von verwandten Themen) einordnen. Außerdem kannst du auch auf weitere Forschungsmöglichkeiten hinweisen. Zum Beispiel: Ich habe eine qualitative Studie gemacht. Da „qualitativ“ aber natürlich nicht auf jede Person übertrag bar ist, weil eben eine viel zu geringe Stichprobe vorhanden ist, macht es Sinn, eine „quantitative“ Studie anzuschließen…bla bla.
Was kann jetzt noch schlief gehen? Naja, so einiges…deshalb möchte ich kurz auf ein paar typische Fehler und Probleme eingehen, die während des Schreibens der Arbeit auftreten können (vgl. Döhring, V. (o.J.). Wie schreibe ich eine Examensarbeit? Unveröffentlichte Präsentation. Gießen)
Typische Fehler und Probleme bei der Problemstellung der Arbeit:
Zitat: "In meiner Arbeit möchte ich aufzeigen, dass Psychomotorik ein gutes Konzept für den Sportunterricht der Grundschule ist."
- Achtung: Unwissenschaftlich, da voreingenommen
- Verbesserungsvorschlag: „In meiner Arbeit möchte ich untersuchen, ob das Konzept der Psychomotorik für den Grundschulsport geeignet erscheint und welche Möglichkeiten und Probleme damit verbunden sind.“ – Zack, Problem gelöst.
Typische Fehler, wenn es ums Zitieren geht:
- Wenn du ein Zitat verwendest, dann darf es nicht alleine „da rum stehen“: Du musst es interpretieren, auswerten und in den Kontext einfügen.
- Wenn du sowas schreibst wie: „Eine große Anzahl von Untersuchungen zeigt, dass bla bla…“, dann musst du hier auch Quellen dazu nennen. Also wer zeigt das zum Beispiel? (Müller 1992, 45ff; Schmidt 2001, 12ff -> Quelle angeben)

Insgesamt gibt es verschiedene Zitations-Möglichkeiten. Am besten ihr fragt vorher bei eurem Dozenten nach, welche Form er gerne haben möchte. Manche wollen, dass man direkt in Klammern dahinter die Quelle notiert, anderen gefällt es besser, wenn Fußnoten eingefügt werden. Das ist zwar echt nervig, vor allem, wenn man verschiedene Versionen in den unterschiedlichen Fächern nutzen muss (bei mir waren es Fußnoten in Geschichte und Zitation direkt im Text in Sport), aber so ist das nun mal. Klärt das vorher ab, dann seid ihr auf der sicheren Seite!
Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Beitrag ein wenig die Angst vor dem wissenschaftlichen Arbeiten nehmen!
Habt ihr mehr Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten? Dann immer her damit! Schreibt mir gerne einen Kommentar unter diesen Beitrag oder eine Mail.
XOXO Sara