Warum ich daran gezweifelt habe, diesen Beitrag zu verfassen:
Ich muss sagen, dass eigentlich feststand, dass ich einfach mal runter schreibe, was mich dazu bewegt hat, damit ich keine 3678593077 Privatnachrichten auf Instagram dazu beantworten muss. Heute Morgen habe ich dann das Youtube-Video von Adrienne Koleszar angeschaut, in dem sie darüber berichtet, dass sie sich ein halbes Jahr vom Polizeidienst beurlauben lässt und plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich „öffentlich“ darüber sprechen möchte, dass ich meinen Ref-Platz im November nicht antrete. Warum? Die Kommentare waren einfach sowas von unter der Gürtellinie. Da kam dann sowas wie: „Wieder jemand von den jungen Leuten, die keine Lust auf Arbeit haben.“ Das ist ein Original Zitat unter dem Video. Genauso wie: „Da braucht man sich nicht über eine unterbesetzte Polizei wundern. Und die Kollegen dürfen es vermutlich ausbaden“, „Influencer sind keine Vorbilder...“, außerdem: „Wenn das jeder machen würde...dann bricht hier das Chaos aus...“ oder in etwa sowas wie: „Jetzt ist sie nur noch dummer Influencer und bekommt Geld fürs Nichts-tun“ und so weiter. Ich denke das reicht, oder?
Wow dachte ich. Das ist heftig. Es ist heftig, was sich fremde Menschen rausnehmen über das Leben anderer zu behaupten. (Von den ganzen frauenfeindlichen Kommentaren mal abgesehen).
Nun ja, dachte ich. Ich arbeite zwar nicht für die Polizei, aber als Lehrerin bist du auch beim Staat angestellt und auch in dem Bereich liest man immer wieder Schlagzeilen wie: „40 000 Lehrer fehlen...“ bla bla (Kurzer Einschub, weil ich es wirklich lächerlich finde: Auf der anderen Seite heißt es „Tausende Lehrer gehen arbeitslos in die Ferien“- ok, was denn nun? Regt mich richtig auf, aber egal. Gehört jetzt nicht zur Thematik). Also wieso sollte ich davon ausgehen, dass bei mir keine Hetz-Jagd beginnt? Kriege ich dann auch Hass-Kommentare, dass ich „Deutschland“ und meine Lehrer-Kolleginnen/Kollegen hängen lassen würde und ähnlichen Quatsch? Das hat mich wirklich beschäftigt, weil mich solche unreflektierten Aussagen, egal ob es gegen mich oder gegen andere Personen geht, wirklich mitnehmen. Aber ich möchte einfach mal meine Sicht der Dinge darstellen und damit vielleicht dem ein oder anderem auch Mut zusprechen das zu machen, was ihn glücklich macht, ohne darauf Rücksicht nehmen zu wollen/müssen, was andere Menschen von ihm/ihr erwarten.
Meine Gründe, warum ich mich so entschieden habe:
Der Hauptgrund war einfach Folgender: Wenn ich an das Referendariat gedacht habe, dann habe ich wirklich ein unwohles Gefühl im Bauch bekommen. Nicht, weil ich Angst vor den Schülern habe oder sonst was (Ich habe bereits als Vertretungslehrerin gearbeitet und weiß wie Kinder sein können), sondern weil ich momentan einfach gar keine Lust auf diese Abhängigkeit vom Staat und vom Schulsystem habe. Ich hatte das gerade alles ausführlich aufgeschrieben, aber habe es wieder gelöscht, weil dieser ganze Beitrag dann einfach viel zu lang geworden wäre und weil ich glaube, dass das viele einfach nicht so ganz verstehen... also wer da gerne mehr zu hören will, weil es ihn vielleicht auch betrifft oder einfach interessiert, der darf mir gerne nochmal hier über die Website eine Mail schicken oder mir auf Instagram eine DM schreiben.
Aus Gesprächen mit meinen Kommilitonen weiß ich auch, dass ich da nicht alleine bin. Ich glaube ich habe noch von keinem meiner Leute gehört, dass er sich aufs Ref freut. Traurig eigentlich.
Ein weiterer Grund ist: Ich möchte meine Selbstständigkeit nicht verlieren. Natürlich muss man auch im Ref seinen „Nebenjob“ angeben und es wird nach Einzelfall entschieden, ob er abgelehnt oder genehmigt wird. Aufgrund meines Verdienstes und des Zeitaufwandes, den ich investiere, würde er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht genehmigt. Da aber Instagram meine Arbeit und meine Leidenschaft ist, würde ich es niemals übers Herz bringen, das jetzt einfach aufzugeben. Es funktioniert in dem Bereich nun einfach nicht, gerade mal 2 Jahre nichts zu tun.
Werde ich mein Referendariat also gar nicht machen?
Doch. Das ist definitiv noch mein Plan. Das Ganze ist auch eigentlich halb so wild. Man kann sein Referendariat jedes halbe Jahr beginnen (In NRW im November oder im Mai). Das bedeutet, dass ich noch genügend Möglichkeiten besitze, ins Ref zu gehen. Aber dann eben zu einem Zeitpunkt, in dem es in mein Leben passt und ich zu 100% hinter meiner Entscheidung stehe.
Was ich stattdessen jetzt erstmal machen werde:
Ich weiß was jetzt viele denken: Die macht jetzt einen auf Fulltime-Instagram-Tussi, hält einfach noch ein bisschen mehr dumme Werbung in die Kamera, lässt sich alle möglichen Produkte und Dienstleistungen in den A*** schieben und arbeitet NICHTS.
Ich muss euch da aber leider enttäuschen. Ich habe nämlich definitiv noch genügend zu tun in nächster Zeit:
- Ich bin noch an der Uni eingeschrieben und werde mein Mathestudium noch abschließen. Mathe ist mein Zusatzfach, das ich viel später angefangen habe und das nicht in mein 1. Staatsexamen mit eingeflossen ist. Ich habe es zwar zu 90% neben meinem Hauptstuduium durchgezogen, aber da ich während dem Examen keine anderen Prüfungen schreiben wollte, muss ich nun den Rest noch belegen.
- Ich mache gerade zusätzlich ein Fernstudium zum Ernährungsberater. Das interessiert mich einfach mega und ich finde es ergänzt meine Fitnesstrainer-A-Lizenz super.
- Ich habe vor mich wieder als Vertretungslehrkraft zu bewerben. (Ich habe in Gießen bereits an einem Gymnasium unterrichtet). Ich habe mich schon ein bisschen umgeschaut und bin zuversichtlich, dass ich in Düsseldorf auch irgendeine Schule unterstützen kann.
Was ich noch loswerden möchte:
Nein, ich bin weder die Erste, noch die Einzige, die ihr Referendariat schiebt. Es gibt super viele (Lehramts-)Studenten, die nach ihrem Abschluss erstmal reisen gehen, oder sich auf eine andere Weise eine kurze Auszeit gönnen. Und ja, es gibt auch genügend berufstätige Menschen, aus egal welchen Berufen, sei es Polizei oder sonst etwas, die sich beurlauben lassen oder ihren Job kündigen, um die Welt zu erkunden oder eben anderweitig das zu tun, was sie glücklich macht. Nur weil das Ganze eben nicht unter den Augen der Öffentlichkeit stattfindet, heißt das nicht, dass es diese Personen nicht gibt und nur „Influencer“[1]sich so etwas erlauben können- oder sollte ich sagen: sich so etwas trauen? JEDER Mensch, der nicht glücklich mit dem Leben ist, das er gerade führt, hat die Möglichkeit das zu tun, was ihn glücklich macht. Es ist dabei schon schwer genug über den eigenen Schatten zu springen, deshalb sollten Freunde, Familie oder Bekannte (oder irgendwelche fremden „Deppen“) dabei keine Steine im Weg darstellen, indem sie blöde Bemerkungen oder Anweisungen geben, wie das Leben zu laufen hat.
Das ist jetzt keine bezahlte Werbung oder blaaa, sondern einfach nur eine kleine Empfehlung: Lest mal das Buch „Das Cafe am Rande der Welt“ von John P. Strelecky. Da geht es nämlich genau um diese Thematik. Keine Angst! Das Buch ist super dünn und an einem Stück durchgelesen, oder ihr hört es euch als Hörbuch an. Vielleicht hilft es dem ein oder anderem seinen Blickwinkel auf das Leben ein wenig zu verändern....
“Unsere Aufgabe so sagte er, besteht darin zu erkennen, dass uns etwas erfüllt, weil wir es selbst nun einmal so empfinden, und nicht, weil jemand anderer uns sagt, dass es erfüllend sei.” (Zitat aus dem Buch von J. Strelecky)
XOXO,
Sara
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Ressan (Montag, 05 September 2022 16:25)
��
Ressan (Montag, 05 September 2022 16:44)
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